Lucy Astner über ihr neues Kinderbuch „1000 gute Gründe“
Gibt es persönliche Momente/Einflüsse von dir, die man in diesem Text wiederfindet?
Sehr viele sogar. Als Teenager war ich selbst eine kleine Milou, habe mich ziemlich fremd gefühlt in meinem Körper und in der Welt, und hatte oft das Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören. Bundesjugendspiele waren ein Graus für mich – dafür fand ich Mathe richtig toll! Es hat mich viele Jahre und unheimlich viel Kraft gekostet, um zu verstehen, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine war und bin, dass sich im Gegenteil sogar ziemlich viele Menschen insgeheim verloren und einsam fühlen – und zwar nicht nur in der Pubertät. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass es in Ordnung ist, ich selbst zu sein, dass es da kein Richtig und kein Falsch gibt. Und dass es am Ende immer irgendwo jemanden gibt, der dich versteht und dir die Hand reicht – manchmal muss man nur etwas länger suchen …
Wie bist du darauf gekommen, diese Geschichte zu schreiben?
Als mein Vater vor zehn Jahren starb, fing ich zwangsläufig an, mich auch mit meiner eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Dabei drängten sich ziemlich unangenehme Fragen auf: Was passiert mit meinen Kindern, wenn ich mal nicht mehr sein sollte? Gibt es einen Weg, mit meiner Stimme bei ihnen zu bleiben, sie noch eine Weile zu begleiten, auch wenn ich körperlich nicht mehr anwesend sein könnte? Damals wurde mir klar, dass diese Fragen eine gute Grundlage für ein Buch wären – aber es hat dann eben doch noch ein paar Jahre gedauert, bis Milou und ihre ganz persönliche Geschichte bei mir an die Tür geklopft haben. Denn so ist es tatsächlich: Nicht ich komme auf Geschichten, sondern die Geschichten kommen zumir. Und zwar immer genau dann, wenn sie und ich bereit dafür sind.
Was findest du, ist das Wichtigste, das die Leser*innen nach der Lektüre mitnehmen sollen?
Dass niemand auf dieser Welt wirklich alleine ist – selbst wenn es manchmal vielleicht so scheint. Irgendwo gibt es immer einen Menschen, der dich versteht, der genauso ist und denkt und fühlt wie du – und meistens ist dieser Mensch gar nicht so weit weg, wie du vermutest, sondern ganz in der Nähe. Aber dafür musst du deine Augen und dein Herz öffnen, und vielleicht auch mal die eigene Komfortzone verlassen. Genau wie Milou es tut. Und wenn du diese(n) Menschen dann gefunden hast, verstehst du: Es ist nicht nur „in Ordnung“, du selbst zu sein – sondern sogar ganz wunderbar!