5 Fragen an Tine Bätcke
Welche Szenen schreibst du am liebsten? Gibt es auch welche, bei denen dir das Schreiben sehr schwer gefallen ist?
Ich liebe die Herzschmerzszenen, also alle die, die vor Gefühlen nur so überquellen. Ich heule dabei immer ganz schrecklich und muss dann manchmal unterbrechen, weil ich meine Tastatur nicht mehr erkennen kann. Als ich mit dem Buch angefangen habe, habe ich als erstes ein paar wichtige und sehr emotionale Szenen geschrieben (nein, ich schreibe nicht immer chronologisch …). Die habe ich dann später noch ein dutzend Mal umgeschrieben, aber es fiel mir am leichtesten, damit zu beginnen. Mit der Zeit habe ich aber auch großen Spaß daran gefunden, den ein oder anderen verbalen Schlagabtausch meiner Protagonisten zu schreiben.
Was mir wirklich schwer fällt sind Kampfszenen. Ich gucke mir im Internet dann endlose Videos über Selbstverteidigung an, um wenigstens ansatzweise eine Vorstellung davon zu bekommen, was man beim Kämpfen überhaupt so tut.
Hast du die Schauplätze der Geschichte bereits selbst besucht? Welchen Bezug hast du zu ihnen?
Ich reise super gerne, allerdings bin ich dabei fast ausschließlich in Europa unterwegs. In New York war ich zuletzt als Studentin und habe genau gar nichts von der Stadt gesehen, weil unsere Kreditkarte damals am Ende eines langen Urlaubs nicht mehr funktioniert hat und wir uns nicht mal ein Ticket für die Metro kaufen konnten, geschweige denn Eintrittsgelder bezahlen. Und New York zu Fuß ist dann doch ein sehr eingeschränktes Erlebnis … Es war also beim Schreiben sehr viel mehr Recherche als eigene Erfahrung im Spiel. Bei allen Orten, die sonst noch auftauchen werden, ist es durchwachsen. Manche kenne ich, manche nicht – und es könnte sein, dass meine Reise-Wunschliste während des Schreibens etwas gewachsen ist. Auf alle Fälle spielt im zweiten Teil eine sehr wichtige Szene an meinem absoluten Lieblingsort auf dieser Welt, aber vielleicht werde ich niemals verraten, wo der genau ist, sonst wollen da womöglich alle hin.
Was war bisher dein spannendstes Erlebnis als frischgebackene Autorin?
Ehrlich gesagt, war bislang alles spannend. Vom Lektorat bis Instagram lerne ich alles neu und entdecke seit einem Jahr eine völlig neue Welt. Ein Herzinfarktmoment war der, in dem ich mein Manuskript versandt habe. Mein Finger hat ungefähr eine halbe Stunde zitternd über dem Senden-Button gehangen, bevor ich es endlich geschafft habe, ihn zu drücken. Das Allerschönste war die Zusage, die nur einen Monat später kam. Ich habe sie nichtsahnend auf meinem Diensthandy gelesen und danach so schlimm geweint, dass meine Familie aus allen Ecken des Hauses angerannt kam, um nach mir zu sehen. Seitdem ist mein Leben eine einzige Achterbahnfahrt der Gefühle und ich befinde mich so oft im Ausnahmezustand, dass er fast schon normal geworden ist.
Hast du Vorbilder aus dem realen Leben für die Charaktere in deinem Buch?
Ja, meistens sind es Schauspieler oder Models. Immer, wenn eine neue Figur in meinem Buch auftaucht, bin ich stundenlang auf Pinterest unterwegs, um Menschen zu finden, die meiner Vorstellung entsprechen. Was das mit meinem Feed macht, brauche ich wohl nicht näher ausführen … Aber ohne Bild fällt es mir super schwer, die Personen richtig zu beschreiben. Witzigerweise habe ich für alle Charaktere genau eine Person, von der ich dann mehrere Bilder sammele – außer für Lua. Da gab es einfach keinen Promi, der ihr gerecht wurde, also hatte ich beim Schreiben die ganze Zeit nur ein einziges Bild, an dem ich mich orientiert habe.
Stand die Storyline schon von Anfang an fest oder hat sie sich während dem Schreiben entwickelt?
Am Anfang hatte ich nur einzelne Szenen genau vor Augen und eine sehr vage Vorstellung davon, wie das Ganze zu einer schlüssigen Geschichte zusammenwachsen könnte. Nachdem die ersten – noch zusammenhanglosen – Kapitel geschrieben waren, habe ich dann versucht, Ordnung in meine Gedanken zu bekommen und eine Storyline zu entwickeln. Mein Arbeitszimmer war mit dutzenden kleiner Klebezettel zugepflastert und ich habe stundenlang auf dem Rücken gelegen, die vollgeklebten Wände angestarrt und Knoten in meinem Kopf entzerrt. Als endlich ein grobes Gerüst stand, wurde es einfacher und meine Figuren haben dann auch frecherweise öfter mal ein Eigenleben geführt und Sachen gemacht, die überhaupt nicht so geplant waren. Und ich verrate jetzt auch nicht, wie viele Zufälle mir immer wieder in die Hände gespielt haben. Es dürfen ruhig alle denken, dass alles von langer Hand so geplant war …